Chaneral -
Copiapo -
Vallenar (310 km)

Samstag, 01. März 2014

Nach dem mit TV und anderen Mitgästen absolviertem Frühstück fahren wir unter einem bewölkten Himmel los nach Diego de Almargo. Auf der gut ausgebauten Straße begegnen und überholen wir mehrmals 6 LKWs mit einem Gifttransport, der von einem roten Pickup angeführt wurde.
Nach dem Abzweig nach Inca del Oro halten wir und ich frühstücke und finde grüne Steine.
Wir überholen die 6 LKWs mal wieder, jetzt schon mit freundlichem Hupen vorweg :-)

diesig Richtung El Salvador
El Salvador Partei - Kirche - Ruine
11 Uhr vormittags kein Regen
Diego de Almagro so etwas wie 'ne Plaza
Stadion Diego de Almagro Hausberg
beladen... Waggon
Umspannwerk Oberservatorio Bella Ester
witzig Kirche
Gifttransport Straßenverlauf
Serpentinen Nebelbank

Wolfgang: Sanchos Hufe

Wir rollen gemütlich und entspannt auf Copiapo zu. Es sollten noch ungefähr vierzig Kilometer sein. Aber dann entscheidet sich Sancho plötzlich instabil zu werden und beginnt wild zu schlingern….

Ich erinnere mich dunkel an dieses Fahrverhalten, das sich relativ einfach zuordnen lässt und folgenden dreigegliederten Gedankengang einleitet: 1) Haben wir einen Plattfuß?!? 2) oh…wir sind mitten in der Wüste! 3) Sch…..e!

Wir rollen aus und das positive ist, das ich mit den Füssen endlich mal problemarm auf den Boden komme. Wir sind jetzt sozusagen tiefergelegt. Leider unter Totalverlust der Fahrbereitschaft. Okay, das Drama ist begrenzt, die Straße auf der wir uns befinden ist doch einigermaßen frequentiert, wir werden nicht jämmerlich in der Atacama vertrocknen…. vierzig Kilometer Entfernung bis Copiapo sind unter chilenischen Verhältnissen als problemarm einzusortieren.

Sancho wird von der Straße runter geschoben und im Sand aufgebockt. Glücklicherweise hat der hintere Reifen offenbar keinen strukturellen Schaden, aber das Loch ist gut zu sehen und groß genug um ohne Reparatur keine Weiterfahrt zuzulassen. Die Optionen, die jetzt so bleiben haben alle eins gemeinsam: sie sind irgendwie unangenehm, wir werden wohl fremde Hilfe brauchen. Aber bevor jetzt das große Notfallprogramm gestartet wird, können wir ja einen Versuch mit dem Reparaturset wagen, das uns Mike mitgegeben hat. Sancho ist mit Schlauchlosreifen ausgerüstet, was Reifenpannen etwas schwierig macht, weil es ja keinen Schlauch zum reparieren gibt. Also muss der Reifen von außen abgedichtet werden. In Deutschland, zu Hause, unter entspannten und sauberen Bedingungen sind meine bisherigen Versuche diesbezüglich bisher immer kläglich gescheitert. Und so bin ich mehr als skeptisch angesichts dessen, das mir bereits jetzt der Schweiß ins Gesicht läuft und wir mitten im Sand und Staub stehen.

Aber zum meiner großen Verblüffung funktioniert das Dicht-Set irgendwie und mit einer mitgelieferten Luftpumpe, die allerdings an ein Kinderspielzeug erinnert, bekommen wir tatsächlich etwas Luft in den Reifen. Und so rollen wir einige Zeit später wirklich wieder über die Straße, allerdings sehr langsam und die Kilometer bis Copiapo runterzählend. Lange geht der Spaß auch nicht gut, die Asphaltstraße endet bereits nach wenigen Minuten wegen Baustelle abrupt und geht in Schotter über, aber einen von der ganz gemeinen Sorte, Wellblechpiste. Sancho lässt gleich mal wieder alle Luft entweichen. Inzwischen routiniert mit Dichtmasse und Luftpumpe starten wir einen weiteren Bastelversuch und tatsächlich geht es nach einiger Zeit mit einem ziemlich mulmigen Gefühl durch Kies und Schotter weiter. Die folgenden Kilometer ziehen sich gefühlt unendlich und das insgesamt instabile Fahrverhalten auf Schotter und Sand lässt sich nicht mehr zuordnen, fahren wir bereits ohne Luft oder schlingert Sancho einfach wegen dem Sand so gruselig durch die Gegend? Aber jede Schotterpiste endet irgendwann und diesmal tatsächlich wieder auf Asphalt und offenbar mit Restluftbeständen im Hinterrad. Diese verlassen uns zwar dann auch noch, aber diesmal direkt in Sichtweite eines „Vulkanisateurs“ den wir dann bereits schiebend erreichen.

Aber jetzt bitte die Vorstellung eines Reifenmontierbetriebes in Mitteleuropa ausblenden und sich auf die südamerikanische Variante einstellen: Hebebühne? Nein! Garage? Nein! Befestigte Oberfläche für die Reparatur? Nichts da! Geschraubt wird in Sand und Schotter, die Ausrüstung und Ausstattung der Werkstatt würde bei jedem deutschen Werkstattmeister Schnappatmung auslösen. Die Konversation mit dem Schrauber der Werkstatt unseres aktuellen Vertrauens gestaltet sich etwas kompliziert, hier wären Spanischkenntnisse durchaus hilfreich. Aber irgendwie kommt bei uns an, das man uns helfen kann und wird. Ein Kunde mit sehr guten Englischkenntnissen ist uns wenig später sehr behilflich und versichert uns, dass man sich unser annehmen wird, auch wenn zwischendrin immer andere Kunden ‚versorgt‘ werden. Aber begeistert ist der chilenische Schrauber nicht, er ahnt die Probleme: die Felge passt nicht auf seine einzige Reifenmontiermaschine, es wird ein ziemliches Gewürge geben, den Reifen von der Felge runter und wieder rauf zu bekommen. Wenigstens können wir ihm eine Sorge abnehmen, den Ausbau des Hinterrades können wir selber erledigen, Sancho gibt seinen Hinterlauf auch relativ einfach raus.

Anschließend ist Warten angesagt, allerdings fehlt uns jede Info welchen Platz wir auf der Warteliste einnehmen. Und so sitzen wir im Staub und warten….ohne genau zu wissen auf was…

Repariert werden Schlauchlosreifen hier offenbar mit der Flex. Das Innere wird angerauht, anschliessend wird von innen ein Flicken aufvulkanisiert. Abgesehen davon, das solche Reparaturen in Deutschland nicht zulässig sind, erscheint das eine gute Lösung zu sein und für Chile absolut in Ordnung.

Nach gefühlten Stunden der Warterei ist dann auch Sanchos Fuß an der Reihe und wie vermutet ist das Montieren des Reifens auf die Felge eine Plackerei. Und Rodrigo (?) macht dann auch nicht den geringsten Versuch einer Abwehr als ich mitanpacke. Und so wird der Reifen als chilenisch-deutsche Koproduktion wieder auf seine Felge gewürgt. Tiefe Kratzer am Hinterrad von Sancho werden jetzt für immer an diese Tat erinnern….:-) Das wir den Reifen entgegen der Laufrichtung montiert haben ignorieren wir jetzt mal.

Der Wiedereinbau des Hinterrades wird dann zu einem richtigen Event, zu dritt hängen wir anschließend an Sancho und stellen fest, dass die alte Regel zerlegen ist einfacher als zusammenbauen, mal wieder stimmt. Sanchos Hauptständer hat sich in den Schotter gebohrt, insgesamt ist alles zu tief, Hinterrad passt nicht mehr. Sancho sträubt sich, klappt mal kurz den Hauptständer ein, fünf Zentner Schwermetall und Kunststoff folgen der Erdanziehungskraft. Und so wuchten wir zu dritt das Dickschiff wieder zurück auf seine Hufe. Aber in Kombination mit Wagenheber, Brechstange und weiterer chilenisch-deutscher Koproduktion gelingt es uns aus dem Teilepuzzle wieder ein komplettes und offensichtlich fahrtaugliches Motorrad zu bauen. Wunderbarerweise haben sogar irgendwelche ABS- und Drehzahlsensoren mitsamt ihren Kabeln keine bleibenden Schäden genommen und so rollen wir wenig später weiter Richtung Süden. Ironischerweise passieren wir einige Minuten später das Schaufenster eines großen Yamaha-Händlers…. Innerlich danken wir, wem auch immer, er hatte bereits geschlossen zu – schließlich ist es auch 15 Uhr an einem Samstagnachmittag.

Unterwegs viele skurrile Gedenkstätten und nach einer recht großen Anlage haben wir (ca. 35 km vor Copiapo) mitten in der Wüste einen Reifenpanne, der Hinterreifen hat 'nen Plattfuß.
Also runter von der Straße auf einen Schotterweg und schauen, was Mick uns für ein Notfallset eingepackt hat.
Gummiartige Schlangen werden mit einer Ahle ins Loch gepresst und dann mit ner kleinen, aber guten Luftpumpe wieder Luft reingepresst und Wolfgang ist nicht mehr ganz so skeptisch.
Wieder alles aufgepackt und weiter - ABER die Asphaltstraße wurde gesperrt wegen Bitumenauftrag und auf der Schotterpiste verliert der Reifen nach 10 km wieder Luft.
Das ganze Spiel von vorn ...
Okay, wenn es so aller 10 km geht, dann schaffen wir es irgendwie nach Copiapo. Als wir in den Vorort von Copiapo kommen, sehen wir links eine Tankstelle - juhu und gegenüber entdecke ich VULKAN :-)
Wir schieben das Moped rüber und irgendwie konnten wir das Problem "beschreiben" - sichtbar war es ja sowieso und wurden aufgefordert, das Hinterrad zu demontieren, um es in die Hütte der Werkstatt zu bringen.
Es musste auch der Bremssattel abgeschraubt werden und dann endlich konnte das Rad ins Kabäuschen gebracht werden.
ABER den schlauchlosen Reifen bekommt man nicht ohne weiteres von der Felge und so wurden zwischendurch erst mal noch andere Kunden abgefertigt. Darunter auch ein Mann, der aus Santiago kommt, auf 'nem Schiff arbeitet und englisch spricht und so dolmetschen konnte.
Dann kam unser Rad dran, irgendwie hat er es geschafft, den Reifen von der Felge zu bekommen und dann sah ich ihn mit der Flex ??? Wolfgang meint, um die Innenseite aufzurauhen, was er dann eigentlich gemacht hat - keine Ahnung.
Nun muss der Reifen wieder auf die Felge - oh Gott - 2 riesenlange Montierhebel plus einer von uns und irgendwann war er drauf.
Nun muss das Rad wieder ins Moped.
Problem: die Verzahnung vom Rad ging nicht in die Verzahnung des Kardans.
Moped schräg halten, dann klappt der Hauptständer ein, Meister schrammt sich, Kardan anheben mit einem 1,20 m langen Montierhebel, dann Bremsankerabstützung noch abmontieren, Wagenheber unter Kardan und endlich rasten die Ritzel ein und poeh, Achse durch, Bremssattel aufschrauben ...
Als die Achse durch war, haben 3 Leute sich unglaublich gefreut und sich "Give-me-Five" gegeben - international :-)
Wolfgang fährt ne Testrunde wegen der Bremselektronik und der Bremse - ALLES OKAY, aufsatteln und ab Richtung Vallenar.

Pannenhelfer OP-Ergebnis
Sancho entpackt Ute entlädt
Wo ist die nächste Stadt? umzäunt
Einfahrt Copiapo Autos = Volca
Rettung! skpetisch
platt nach Radausbau
Der Meister schaut... der Meister tut...

Durch Copiapo in der Nachmittagshitze und-verkehr, denn es ist bereits 15:15 Uhr als wir die Stadt durchfahren.
Selbstbedienungstankstelle - naja, ich mag die mit der Bedienung lieber ;-) Ein verrückter, betrunkener Alter brabbelt uns voll und will schlußendlich nur Geld.
Copiapo- Zentrum und die Einbahnstraßenproblematik, die Wolfgang aber sehr entspannt bedient und uns schnell aus der Stadt rausbringt.
An der Ausfallstraße musste schnell gehalten werden: weiß/grauer C- Rekord BJ 67 aus brasilianischer Produktion...
Und dann begann sie, die lange Fahrt nach Vallenar... Einziges Highlight: eine Reminiszenz an den Film " Das Duell" - es ist ein roter riesiger Truck, der uns mit 130 km/h erst im Nacken klebt und dann setzt Sancho an und dank seiner PS überholen wir ihn locker und lassen ihn hinter uns und da bleibt er auch :-)

Wohnblock in Copiapo Paris in Copiapo
Park Statue des Weltfriedens
Hotel Miramonti Unser Hotel Archi
Copiapo fast ein Opel...
Zona ohne nebla Valleñar

Angekommen in Valleñar: Hosteria de Vallenar - mit Restaurant im Haus.
Stadtrundgang und lecker Essen im Hotel und dann nach diesem ereignisreichen Tag - alle :-)

Nebeneingang San Amrosio Innenraum
Heiliger Franziskus Rosette des Turmes
Glockenturm DAS Spielzeug
Wartende Plaza
Av. Arturo Prat schöner Balkon
Bezahlung im Gemischwarenladen zum Fest...
27.02.2014 02.03.2014