Wolfgang:

Warum Chile?

Weil wir schon in Albanien und Berlin waren?
Nein, es war einfach eine Idee, für uns beide ein völlig neues Land. Einerseits so weit entwickelt um nicht zu abenteuerlich zu sein und als Motorradtour relativ leicht umsetzbar, andererseits wild genug, um uns an unsere Grenzen zu bringen.
Unterschätzt haben wir allerdings, dass auch im internationalsten Land Südamerikas uns unsere Sprachkenntnisse nicht weiter gebracht haben. Wir geloben Besserung.

Die Wahl unseres Dealers

Motorradverleiher sind im Gegensatz zu anderen südamerikanischen Ländern sehr zahlreich und alle gut mit den gängigen Modellen für die "wüsten" Touren ausgerüstet.
Allen gemeinsam: Immens teuer. Oder auch manchmal brutal immens teuer.
Einen Kleinwagen gibt es ungefähr für ein Viertel…. Nach einiger Internetrecherche haben wir uns für ein dänisch-chilenisches Unternehmen entschieden, Mick, der dänische Boss ist ehemaliger Flugzeugmonteur und hat auf einem Sportmotorrad den Planeten umrundet. ride-chile.com
Wer das fertigbringt und in seinem früheren Leben Flugzeuge gewartet hat, kann nur extrem zuverlässig sein. Wir wurden nicht enttäuscht.

Sancho oder the Big Black Beast.

Für die Wahl des Motorrades war in erster Linie dann doch der Preis ein wichtiges Kriterium.
Und so wurde die Idee, die Tour auf einer BMW zu fahren zwar ernsthaft erwogen, aber angesichts der Preise als zu teuer befunden. Aber abgesehen vom Preis war für die Wahl natürlich wichtig:
  • Geländetauglichkeit (obwohl das sind dort alle angebotenen Motorräder mehr….oder weniger)
  • Reichweite (in der Atacama teils immense Abstände zwischen den Tankstellen)
  • Leistung (schließlich wollten wir in die Anden auf Höhen bis über 4000m
Zu zweit mit entsprechend Gepäck, da wollten wir nicht unbedingt auf das kleinste angebotene Fahrzeug zurückgreifen) und Komfort (eben zu zweit auf ewig langen Strecken, da ist es schon nervig wenn einen Vibrationen oder eine zu kurze Sitzbank zusätzlich nerven). Und so fiel die Wahl auf einen "vernünftigen" Kompromiss, sozusagen untere Mittelklasse.

Drei Wochen vor Abflug tauchte dann aber auf der Homepage des Vermieters unseres Vertrauens ein "special offer" auf...very special.
Ein Motorrad von dem ich zwar mal am Rande wusste, aber das ich bewusst nie wahrgenommen hatte weil es auch in Deutschland sehr exotisch ist.
Mike hat es im Bestand weil es mal ein Kunde wollte und auch für einen längeren Zeitraum benützt hat, darüber hinaus war das Ding aber schwer zu vermieten, daher "special offer".
Und schwer ist durchaus wörtlich zu nehmen. Yamahas Versuch dem Topmodell des deutschen Herstellers etwas entgegenzusetzen, ergab ein ziemliches Schlachtschiff, offiziell XTZ 1200 Supertenere, benannt nach einer Wüste irgendwo in der Sahara (die Wüste ohne Super natürlich...)
Leistungsmäßig zwar auf einem ähnlichen Level wie die grosse BMW, aber nochmal einiges schwerer, mit einem sehr hohen Schwerpunkt und einer ebenso hohen Sitzposition.
Dafür aber unendlich Leistung, andrerseits vollgestopft mit Elektronik um zu verhindern, das der überambitionierte Fahrer zu schnell die Kontrolle über das Monster verliert.
Verstellbare Traktionskontrolle, einstellbare Leistungskurve beim Gasgeben, Beschränkung der Leistung in den unteren Gängen, Beschränkung der Höchstgeschwindigkeit.
Für einen Trip in die Wüste - eigentlich eher ungeeignet.

Und ausgerechnet der kleine Wolfgang mit noch kleinerer Ute will jetzt damit in die Atacama?
Na ja, irgendwo war von vorneherein klar, das wir keine extremen Offroadtouren fahren wollten, sondern eher einen komfortbetonten Urlaubstrip auf befestigten Strassen unternehmen. Und Komfort für die langen Etappen auf der Panamerikana versprach "Sancho", so wurde das Teil getauft, schon eher als so ein ruppiger Einzylinder und Leistung war dann ja gleich weit über das Doppelte…für nur ein paar Dollars mehr…:::

Ute:

Flüge habe ich im Dezember gebucht, 1680,- € für uns beide.
Die Schwierigkeit war, dass wir nach Möglichkeit über Nacht fliegen wollten, um den ersten Tag mit Hostelsuche, Geldtausch und dem unvermeidlichen Jetlag zu verbringen :-) Also wurde es ein Flug mit der TAM, Frankfurt ab 20 Uhr, Umsteigen in Sao Paulo und Ankunft in Santiage um 10 Uhr am Samstag.

Klar haben wir vorher Reiseführer und Reiseberichte gelesen.

über Chile gibt es relativ viele Berichte, aber meist sind sie von Autofahrern geschrieben, die mit 2 Rädern mehr auf manchen Straßen weniger Probleme haben :-) Und Reiseberichte sind immer subjektiv, genau wie dieser es auch werden wird. Sehr angenehm zu lesen, wissenwert und mit schönen Fotos bestückt sind die Reiseberichte in der geo community.

Empfehlenswert ist der Reiseführer:
Chile von Susanne Asal, Vista Point Verlag 2013, ISBN: 978-3-86871-119-6

Den Reiseführer Lonely Planet Reiseführer Chile & Osterinsel von Carolyn McCarthy, Greg Benchwick at all von 2009 (ISBN:978-3829716482) haben wir erst im Hostel in Santiago 2 Tage vor unserem Rückflug gelesen und ich kann ihn nur empfehlen. In der Ausgabe von 2009 sind noch sehr viel subjektive Eindrücke der Autoren enthalten, die in der 2013er Auflagen nicht mehr zu finden sind ;-)
Es war ein echtes Schmankerl, unsere Erfahrungen mit denen im Buch zu vergleichen :-)

Nochmal zur Sprachproblematik: Wer nach Südamerika fliegt, sollte unbedingt den Grundwortschatz Spanisch beherrschen. Chilenen sind stolz und sprechen meist nur in ihrer Muttersprache. Englisch, auch bei jungen Leuten, ist nicht sehr verbreitet.
Also entweder Spanisch Wörterbuch in der Tasche haben oder VHS ;-)
Der wichtigste Satz: Yo no hablo espanol - mit entschuldigendem Blick und die Menschen verstehen und mit Händen und Füßen und Vokabeln direkt aus dem Wörterbuch klappt alles :-)

Anreise 17.02.